Saatgut in der Hand von Konzernen
Nur drei Konzerne beherrschen derzeit über 60% des Marktes an kommerziellem Saatgut. Dabei kam die Idee, mit Samen große Geschäfte zu machen erst in den letzten Jahrzehnten auf. Früher war es üblich, dass Landwirt:innen und Gärtner:innen einfach aus ihrer Ernte Samen für das nächste Jahr behielten. Sie tauschten hin und wieder mit anderen das Saatgut und waren unabhängig. Für Konzerne sind solche Kreisläufe aber uninteressant, denn wer nur einmal Samen kauft, bringt ihnen kein Geld ein. Deshalb setzen sie auf Hybridsorten, die nicht wieder ausgesät werden können und Patente, die ihnen das alleinige Verfügungsrecht über das Saatgut sichern. Das ist beispielsweise bei gentechnisch veränderten Pflanzen der Fall. Die Sorten bringen nicht nur maximalen Ertrag, sondern kommen auch besonders gut mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern zurecht. Damit ist eine starke Abhängigkeit der Landwirtschaft von diesen Konzernen entstanden, die nicht nur die Rechte am Saatgut besitzen, sondern gleichzeitig auch an den passenden Pflanzenschutzmitteln und Düngern.
Vielfalt bleibt auf der Strecke
Durch die Marktmacht konzentriert sich das Züchtungsgeschäft auf wenige Firmen, die kleinere Züchter:innen verdrängen. Gezüchtet wird nur, was Geld bringt. Deshalb konzentrieren sich die Konzerne auf die besonders absatzstarken Sorten der konventionellen, industriellen Landwirtschaft – bei allen anderen ist Züchtung und damit Weiterentwicklung uninteressant. Das gefährdet die Vielfalt.
Nach einer Schätzung der Welternährungsorganisation FAO ist die Vielfalt der Kulturpflanzen während des letzten Jahrhunderts um 75% zurückgegangen. Auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland stehen neben zahlreichen Arten auch über 100 regionale Weizensorten. Doch gerade in solchen alten, robusten Sorten steckt großes Potential. Sie können zur Züchtung von zukunftsfähigen Pflanzen genutzt werden, die ohne chemische Pflanzenschutzmittel und Dünger auskommen und unter den veränderten Umweltbedingungen gedeihen können.